Südkurier, 07.01.2025

"Idee für eine neue Krankentag-Regel"

Ein Artikel auf der Titelseite über einen Vorschlag des CEO einer privaten Krankenversicherung, die Lohnfortzahlung am ersten Krankheitstag einzustellen. Auf der gleichen Seite auch ein Kommentar dazu.

Mein Leserbrief dazu, am 09.01. an den Südkurier geschickt.

Wurde am 13.01. in der Ausgabe Überlingen abgedruckt. Der orange markierte Text wurde weggelassen. Der Südkurier hält wohl 8,05 Mrd € für nicht erwähnenswert.

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Idee für neue Krankentag-Regel

München (dpa) Allianz-Chef Oliver Bäte empfiehlt, die Lohnfortzahlung am ersten Krankheitstag zu streichen. „Ich schlage vor, den Karenztag wieder einzuführen. Damit würden die Arbeitnehmer die Kosten für den ersten Krankheitstag selbst tragen“, sagte der Vorstandschef. Die Arbeitgeber würden so entlastet. In der Bundesrepublik gilt seit Jahrzehnten die Lohnfortzahlung ab dem ersten Krankheitstag. Der Allianz-Chef sieht den hohen Krankenstand als Kostenproblem. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes waren Arbeitnehmer 2023 im Schnitt 15,1 Arbeitstage krankgemeldet.
https://www.suedkurier.de/digitale-zeitung/lesen/ueberlingen-2025-01-07-epa-95218/?interactivelayer=4360429

Kommentar: Scheindebatte

VON WALTHER ROSENBERGER
Die Drückeberger und Blaumacher gibt es in jeder Firma. Und es gab sie schon immer. Das ist zweifellos ein Problem, aber wie groß ist es? Angesichts der Debatte um die faulen Deutschen könnte man meinen, am Thema Krankschreibungen entscheide sich Wohl und Wehe der Republik. Und vielleicht ist das ja auch von all jenen so gewollt, die die Wachstumsschwäche des Landes den Arbeitnehmern ans Bein binden wollen. Dabei beruht der leichte Anstieg der blauen Tage maßgeblich auf einer statistischen Umstellung. Anders als bis 2022 werden Krankschreibungen heute automatisch an die Versicherungen weitergeleitet, was früher nicht geschah. All jene, die jetzt etwa das Ende der Lohnfortzahlung am ersten Krankheitstag fordern, verschweigen das. Vielleicht sind sie auch noch nie mit einem verrotzten Kollegen am Band gestanden? Genau das wäre nämlich auch die Konsequenz des Vorschlags. Klar ist: Die faulen Blaumacher braucht keiner. Rein von Interessen getriebene Debatten aber ebenso wenig.
https://www.suedkurier.de/digitale-zeitung/lesen/ueberlingen-2025-01-07-epa-95218/?interactivelayer=4360428

Mein Leserbrief dazu:

Leserbrief zum Artikel "Idee für eine neue Krankentag-Regel" vom 07.01.2025

Da jammert ein Herr Oliver Bäte, weil Kranke für jeden Krankheitstag Lohnfortzahlung erhalten. Er ist Vorstandsvorsitzender der Allianz SE. Deren letzter Jahresüberschuss (2023) waren 8,05 Mrd €. Er selbst erhält lt. T-Online Recherche 28730,77 € pro Tag.

Er repräsentiert nicht die gesetzlichen Krankenversicherungen, die solidarisch jede Person versichern müssen und die für einen Beitrag alle Familienmitglieder mitversichern müssen. Sondern er steht für die unsolidarischen, überflüssigen und geldgierigen "privaten" Krankenversicherungen, die Kranke ablehnen könne, weil sie Geld kosten. Die Familienangehörige nicht mitversichern müssen. Die Werbung damit machen, dass sie Leistungen bezahlen, die in der gesetzlichen Krankenkasse als nicht notwendig oder nicht heilend gelten. Und denen dabei der Gewinn aus den Ohren quillt.

Das ist symptomatisch für die heutigen "Wirtschaftsvertreter", die vorbei an jeder Wahrheit und Realität schwadronieren, was ihrer Profitgier dient. So etwas darf man nicht unwidersprochen hinnehmen, daher danke an Hrn. Rosenberger für seinen Kommentar.


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Letzte Aktualisierung: 13.01.2025