Mein Leserbrief dazu, am 30.05.2025 an den Südkurier geschickt.
Wurde am 03.05.2025 in der Ausgabe Überlingen abgedruckt. Der orange markierte Text wurde weggelassen. Der grün markierte Text wurde geändert.
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Falsches wird durch Wiederholen nicht richtig
Auch dann nicht, wenn es unterschiedliche Personen wiederholen. Redakteur Hillgruber meint, Zahlen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zur Arbeitszeit gäben Zweite-Wahl-Bundeskanzler Merz recht. Im Bericht werden Zahlen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zur Arbeitszeit veröffentlicht und erwecken den Eindruck, als habe Zweite-Wahl-Bundeskanzler Merz Recht. Die Deutschen würden im Ländervergleich zu wenig arbeiten. Das IW hat den gleichen Unsinn schon mehrfach unter Berufung auf OECD-Daten geschrieben. Aber schon im August 2023 wurde die damalige Falschmeldung vom RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in ihrer Rubrik "Unstatistik" widerlegt.
Die Datensammlung der OECD zählt nämlich jeden Beschäftigten gleich, auch bei Teilzeitarbeit
: Arbeitet nur 1 Ehepartner 38,5 Stunden pro Woche, der andere nicht, sind das 38,5 Stunden, arbeitet ein Partner 40 Stunden, der andere Teilzeit mit 20 Stunden. Das gibt, oh Wunder, jetzt 30 Stunden, weil jetzt die Stunden addiert und durch 2 geteilt werden. Weniger, obwohl beide mehr arbeiten.
Die OECD weist in der zu Grunde liegenden Tabelle ausdrücklich darauf hin, dass die Daten eben gerade nicht zum Ländervergleich geeignet sind. Dieser Hinweis lässt sich nicht überlesen. Tatsächlich ist aber die Teilzeitquote in Deutschland durch die hohe Frauenquote, die besonders häufig in Teilzeit arbeiten, deutlich höher als in den meisten Ländern.
Mit der Bezeichnung Institut versucht sich das IW einen wissenschaftlichen Anstrich zu geben. Tatsächlich ist es nicht anderes als ein bezahlter Lobby-Verein mit der Aufgabe, Meinungsmache im Sinne der Wirtschaft zu betreiben. Und schreckt dabei, wie hier offensichtlich, auch nicht vor bewusster Desinformation zurück. So etwas gehört angeprangert und nicht unkritisch von Presse angedruckt und wiederholt. Gut, dass es seriöse Institute wie das RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung und auch Nachrichtenmagazine wie den Informationsdienst Wissenschaft (idw) gibt.
Und dann mengt Redakteur Hillgruber gleich noch das nächste Märchen dazu. Angeblich soll der Verzicht auf eine tägliche Arbeitszeitgrenze, ein völlig anderes Thema, die Wirtschaft voranbringen.
Völliger Unsinn von Leuten, die offensichtlich keiner geregelten Arbeit nachgehen. Täglicher Spielraum heute schon 0 bis 10 Stunden bei Ausgleich innerhalb 24 Wochen auf 8 Std Durchschnitt. Bei einem 35 Stunden Vertrag heißt das z.B. 14 Wochen lang 6 Tage zu 10 Stunden arbeiten. Wer will mehr? Dann aber auch 10 Wochen frei! Genau das scheinen einige nicht zu wollen. Oder man kann alle 24 Wochen nur 3 1/2 Tage in der Woche arbeiten, das andere Extrem. Was die Lobbyisten tatsächlich wollen, ist maximal erschwerte Kontrolle und Intransparenz.
Mein Respekt gilt den im Artikel zitierten Handwerkern, die sich sachlich und richtig mit dem Thema befassen. Meinen Respekt für diese klaren Aussagen gegen den Mainstream! Was unsere Wirtschaft wirklich braucht, sind mehr intelligente und sozial denkende Arbeitgeber und gar nicht brauchen wir Desinformation verbreitende Lobbyisten und Politiker die denen nachplappern.