Mein Leserbrief dazu, am 10.12. an den Südkurier geschickt.
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und
Sehr geehrte Redaktion des Südkurier,
mit Verwunderung habe ich Ihren Artikel „Wahlkampf im Regierungsflieger“ gelesen. Es ist legitim, die Nutzung von Regierungsressourcen kritisch zu hinterfragen, jedoch wirkt Ihre Berichterstattung in diesem Fall auffallend einseitig und wenig ausgewogen.
Die darin geäußerte Kritik an der Nutzung des Regierungsfliegers für Termine, die zur politischen Arbeit eines Regierungsmitglieds gehören, erscheint überzogen. Regierungstätigkeit und politische Kommunikation sind oft miteinander verknüpft, insbesondere in Zeiten wichtiger Entscheidungen. Ein solcher Artikel lässt leicht den Eindruck entstehen, dass normale Regierungsarbeit pauschal diskreditiert werden soll – ein Vorgehen, das ich für fragwürdig halte.
Noch irritierender ist die Gegenüberstellung auf Seite 4, wo die Reise von Friedrich Merz nach Kiew als wichtiges Zeichen gelobt wird. Diese Reise hatte weder eine offizielle Funktion noch konkrete Ergebnisse, außer einem vagen Symbolwert. Zudem ist Merz in keiner Weise autorisiert, Zusagen wie die Aufhebung der Reichweitenbegrenzung für Taurus-Marschflugkörper zu machen. Als Oppositionspolitiker hat er keinerlei Entscheidungsbefugnis in dieser Frage.
Auch die politische Realität spricht gegen ihn: Selbst wenn Merz in der kommenden Bundestagswahl ein gutes Ergebnis erzielen sollte, wird er kaum die nötige Mehrheit erhalten, um solche weitreichenden Entscheidungen im Alleingang zu treffen. Es bleibt völlig unklar, welche möglichen Koalitionspartner ihn bei einem solchen Vorstoß unterstützen würden. Diese Aspekte hätten in Ihrer Berichterstattung nicht unerwähnt bleiben dürfen.
Ich wünsche mir von einer renommierten Zeitung wie dem Südkurier eine sachlichere und ausgewogenere Berichterstattung, die unterschiedliche Perspektiven beleuchtet und nicht durch einseitige Darstellungen das Vertrauen in politische Institutionen untergräbt.
Sehr geehrter Herr Eglauer,
vielen Dank für Ihre Mail. Die darin geäußerte Kritik kann ich nachvollziehen. Merz hätte in diesem Kontext mit erwähnt werden sollen. Der Kollege hatte seinen Leitartikel allerdings schon einen Tag zuvor verfasst, ihn trifft da weniger Schuld als mich, die ich ihn verwendet habe. Ich finde aber nicht, dass durch den Meinungsbeitrag das Vertrauen in die Glaubwürdigkeit der Politik pauschal in Frage gestellt wird. So viel kritisches Hinterfragen muss in einem Kommentar schon erlaubt sein.
Mit freundlichen Grüßen,
Angelika Wohlfrom
Sehr geehrte Frau Wohlfrom,
danke für Ihre Rückmeldung. Wann Ihr Kollege den "Leitartikel" geschrieben hat, halte ich angesichts des Inhalts für unerheblich. Am Inhalt hätte es nichts geändert, ihn einen Tag früher oder später zu veröffentlichen.
Kritisch hinterfragt wird in dem Artikel nichts, es ist eine Aneinanderreihung von falschen und unsachlichen Schmähungen. Selbstverständlich wird Deutschland noch regiert, denn regieren besteht nicht nur daraus, Gesetze machen. Dafür allerdings muss eine Minderheitsregierung mehr Kompromisse eingehen, um Mehrheiten zu erreichen.
Halten Sie die Wortwahl einer "aus den Trümmern der Ampel gekrochenen Scheinregierung" etwa für ein kritisches Hinterfragen?
Glauben Sie oder Herr Wais denn tatsächlich, Olaf Scholz hätte ohne Sinn, Zweck und Termine, ohne zu besprechende Themen in der Ukraine und bei Selenski "vorbeigeschaut"? Das kommt wohl nur jemandem in den Sinn, der glaubt, die Taurus sei das einzige, aber garantierte Mittel zur augenblicklichen Beendigung von Putins Angriffskrieg. Welches genau so dumm und falsch ist, wie andere Politiker den Leopard 2 beschworen haben.
Bei allem Verständnis dafür, dass Leitartikel Meinungsbeiträge sind und kein Anspruch auf objektive Richtigkeit und saubere Recherche besteht: nur abwegige Meinung, keine Ahnung und rein parteiische Stimmungsmache erwarte ich in einer seriösen Presse nicht.
Ich gratuliere dem Südkurier: das unterste Amateur- Influencer- Niveau sozialer Medien ist in diesem Artikel erreicht.
Mit freundlichen Grüßen