Südkurier, 15.05.2024

"4 Argumente … für ein klareres Schulsystem"

Fragt mich nicht, was die 3 Punkte in der Überschrift sagen sollen.
Ein Artikel, der wohl ohne konkreten Anlass erschien.
Fragt mich bitte auch nicht, warum die on-line Ausgabe am 14.05.2024 in Singapur erschienen sein soll.

Mein Leserbrief dazu, am 20.05. an den Südkurier geschickt.

Wurde am 23.05. in der Ausgabe Überlingen abgedruckt. Der orange markierte Satz wurde weggelassen.

Zurück zu den Leserbriefen.


Artikel

https://www.suedkurier.de/digitale-zeitung/lesen/markdorf-friedrichshafen-2024-05-15-epa-92284/?page=p3838880&interactivelayer=4280081 hier

Mein Leserbrief dazu:

Leserbrief zum Artikel "4 Argumente … für ein klareres Schulsystem", Südkurier vom 15.05.2024

Just als am 15. Mai Redakteur Dose im Südkurier 4 (von ihm so genannte) "Argumente … für ein klareres Schulsystem" schreibt, veröffentlicht das ifo Institut seine Studie "Ungleiche Bildungschancen: Ein Blick in die Bundesländer". Meine Hoffnung, das schlechte Abschneiden von Baden-Württemberg in der Studie habe bereits zu brauchbaren Erkenntnissen geführt, ist schon bei der Unterüberschrift "Mehr Mut zur Trennung muss her" verflogen.

Gerade die Bundesländer mit zu früher Trennung und überwiegend "gegliederten" Bildungswegen schneiden schlecht ab. Zu den Ursachen schreibt die Studie: "Die Forschung zeigt, dass Reformen in einigen Bundesländern, die das traditionell dreigliedrige Schulsystem aus Hauptschulen, Realschulen und Gymnasien durch ein zweigliedriges System ersetzt haben, gerade bei benachteiligten Schülergruppe systematisch zu signifikant besseren schulischen Leistungen geführt haben. Auch im internationalen Vergleich geht eine geringere Anzahl weiterführender Schularten mit größerer Chancengleichheit einher." Bildungsgerechtigkeit nimmt eindeutig zu, je länger Jahrgänge gemeinsam lernen. Ungerechtigkeit ist nicht nur ein individuelles Problem des Benachteiligten, die Gesellschaft verliert geistiges Potenzial.

In den 535 Worten des Artikels die 4 "Argumente" zu finden, ist schwierig.

Unter 1: Verständlichkeit des Schulsystems bei Menschen, die keine Eltern sind, ist kein Argument. Die betrifft es nicht. Eltern von Grundschülern sollten es verstehen. Die können sich von Pädagogen beraten lassen und werden das auch. Der Artikel sorgt nur für mehr Verwirrung und Unverständnis.

Unter 2: Jeder verständige Mensch weiß, dass Menschen unterschiedlich sind, in Bezug auf Elternhaus, Vorbildung, persönlicher Entwicklung, Entwicklungsgeschwindigkeit, sprachliche, handwerkliche, musische und geistige Begabung. Deshalb war und bleibt es falsch, Kinder zum Ende der Grundschule in einen Entwicklungszweig einzuordnen, der ihre Bildung bis zum Schulende vorbestimmt.

Unter 3: Genau deshalb ist es falsch zu suggerieren, andere Schulformen als das Gymnasium könnten nicht zum "besten" oder "hochwertigsten" Abschluss führen. Und ausgerecht die breiter differenzierenden Schulen als "grauen Einheitsbrei" zu diskreditieren, ist ebenso falsch. Bunt braucht mehrere Farben.

Unter 4: Die Meinung des Autors, das verkürzte G8 Abitur habe ihm und anderen nicht geschadet, teile ich nach Lesen des Artikels nicht.

In einem Land, das "The Länd" nicht falsch, sondern witzig findet, passt der Artikel. Lässt auf das bisher erreichte Bildungsniveau schließen.


Reaktionen

Dazu schrieb mir Redakteur Dose am 20.05.2005:

Lieber Herr Eglauer,

vielen Dank für Ihren Leserbrief. Es ist sicher unnötig, dass ich es noch einmal erwähne, da Sie sich ja intensiv mit der Studie beschäftigt zu haben scheinen, nichtsdestotrotz möchte ich zwei Sätze bereits aus deren Einleitung zitieren:

Der vorliegende Beitrag informiert über die Chancengleichheit in der Bildung und wie sie sich zwischen den Bundesländern unterscheidet. Worüber er nichts aussagt, ist das Niveau der in einem Bildungssystem erreichten Bildungsleistungen.

Damit ist der ifo-Beitrag also absolut sinnvoll, wenn wir darüber reden wollen, wie wir benachteiligte Menschen besser fördern wollen. Er ist aber komplett untauglich dafür, die Abschlussqualität eines Bildungssystems zu eruieren. Wenn ich also darauf abhebe, dass am Ende der Bildungslaufbahn (die in D ja in nahezu gar keinem Fall nach der Schule endet) möglichst gut ausgebildete junge Menschen stehen sollen, ist ifo-Umfrage dafür völlig unerheblich. Sie liefert keinerlei Argumente für eine Zweigleisigkeit, was das insgesamt erreichte Niveau angeht (und genau so natürlich auch keine dagegen). „Die Gesellschaft verliert geistiges Potenzial“ – diese Ihre Aussage könnte also auch bei mehr Chancengleichheit wahr sein, wenn zwar für Schwächere mehr möglich ist, für Stärkere dadurch aber weniger. (nur als theoretisches Gegenbeispiel, auch das ist wie gesagt nicht durch die Studie gedeckt)

Gleichwohl erkenne ich die Studienbedeutung im angesprochenen anderen Kontext an, selbstverständlich gibt es auch Argumente für weniger Trennung. Die Studie hat nur einfach keinen Bezug zu meinem Text.

The Länd finde ich übrigens nicht lustig. Das findet ausschließlich die Landesregierung lustig, die auch Gemeinschaftsschulen klasse findet.

Viele Grüße

Dominik Dose


Schreiben Sie mir Ihre Meinung unter
mailto:arnim@eglauer.de

Letzte Aktualisierung: 20.05.2024