Südkurier, 06.07.2007

"Geldhahn vorläufig zu"

Mobilfunkforschung Mit der reisserischen Bildunterschrift "Macht der Mast krank? Die Antwort wird nicht mehr gesucht." versuchte der Südkurier mal wieder die Verschwörungstheorien zu beleben, dass Artikel .

Mein Leserbrief dazu. Wurde am 10.07.2007 abgedruckt: Unter meinen Leserbrief druckte die Redaktion dann eine durchaus sachliche "Stellungnahme"


Artikel

Im Tagespressedienst „Heute im Bundestag“ kam das Thema gar nicht vor. Öffentlich gemacht hat es die rührige umweltpolitische Sprecherin der Grünen- Fraktion im Bundestag. „Forschung über Mobilfunk-Gefahren verweigert“, meldete Sylvias Kotting-Uhl an die Medien. Was war passiert? In einer Debatte im Umweltausschuss hatte CDU-Staatssekretär Michael Müller laut Kotting-Uhl bekannt gegeben, dass sich die deutschen Handynetz- Betreiber künftig finanziell nicht mehr an der Erforschung möglicher Gefahren durch den Mobilfunk beteiligen würden: „Telekom, Vodafone, Eplus und O2 sind ihre Gewinne offenbar wichtiger als das Vertrauen ihrer Kunden“, kritisiert Kotting-Uhl. Konkret geht es allerdings nur um das Deutsche Mobilfunkforschungsprogramm DMF. Das läuft laut Una Großmann vom Informationszentrum für Mobilfunk (IZMF) seit rund fünf Jahren. In rund 50 Projekten wurden oder werden noch mögliche gesundheitliche Risiken der Handytechnik erforscht. Steuerzahler und Netzbetreiber teilen sich die Ausgaben von insgesamt 17 Millionen Euro. Doch Ende des Jahres ist Schluss. Von einer Art Generalbeschluss, aus der Mobilfunk-Forschung auszusteigen, könne aber trotzdem keine Rede sein, bestätigt Großmann auf Click!- Nachfrage. Vielmehr entspreche man dem Wunsch der Bundesregierung. Diese wolle eine Entscheidung über einen eventuell weiteren Forschungsbedarf erst treffen, wenn alle Ergebnisse des DFM ausgewertet sind. Und das sei frühestens Mitte nächsten Jahres der Fall. Der Antrag der Grünen, das Forschungsprogramm über 2007 hinaus zu verlängern, wurde von der Regierungsmehrheit im Umweltausschuss prompt abgelehnt. Otto Petrowicz, der an der TU-München Forschung zum Thema Handy und Gesundheit koordiniert, ist darüber weder überrascht, noch besorgt: „Das Projekt ist abgeschlossen.“ Trotzdem glaubt auch Petrowicz nicht, dass damit die Mobilfunkforschung in Deutschland endgültig am Ende ist: „Ich bin überzeugt, dass sich die Netzbetreiber nicht verweigern werden, sollte bei den Auswertungen doch noch Gravierendes herauskommen.“ Damit zu rechnen ist dem Wissenschaftler zufolge jedoch nicht. „Das Ganze ist wie ein Puzzle. Viele Steine liegen bereits. Die restlichen werden das Gesamtbild nicht mehr verändern.“ Petrowicz will zwar weiterforschen, für ihn ist aber klar: „Das Thema ist einstweilen durch, die Zahl der Geldgeber verschwindend klein.“ Es gehe nur noch um punktuelles Nachüberprüfen: „Die Luft ist raus aus der Mobilfunkforschung.“ (tg/nar)) On-line unter
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Mein Leserbrief dazu:

Die Bildunterschrift ist mehrfach falsch. Die Antwort ist längst und vielfach gegeben: Masten machen nicht krank. Trotzdem wird weiter geforscht. Das macht auch Sinn. Keinen Sinn machen aber die aberwitzigen „Studien“, die von Mobilfunkgegnern immer wieder als angeblicher Beweis ihrer Opferund Verschwörungstheorien herangezogen werden, zum Beispiel zu zählen, wie oft Kühe den Kopf unter einem Mast nach links oder rechts drehen. Solchem Unsinn den Geldhahn abzudrehen, ist mehr als sinnvoll. Es bewahrt auch die Mobilfunkgegner vor weiteren Fehlinterpretationen von Studien.

Reaktionen

Unter meinen Leserbrief schrieb der Südkurier:

Wie der Vorsitzende der Strahlenschutzkommission (SSK), Abteilung „Nichtionisierende Strahlen“, Norbert Leitgeb, von der Universität Salzburg Click! bestätigte, geht das Deutsche Mobilfunkforschungsprogramm in diesem Jahr tatsächlich planmäßig zu Ende. Die durchgeführten Forschungsprojekte werden ihm zufolge von der SSK derzeit „sorgfältig bewertet“. Forschungsbedarf bestehe angesichts der ungebrochen dynamischen Entwicklung neuer Mobilfunktechnologien aber weiterhin. Einen Ausstieg der Netzbetreiber aus der Mobilfunkforschung wäre für Leitgeb „nicht glücklich“: „Ich würde es als schwierig ansehen, glaubwürdig zu kommunizieren, weshalb die Mit-Auslöser die Klärung einer gesundheitlichen Fragestellung alleine der öffentlichen Hand überlassen sollten und würde es bedauern, wenn dadurch mühsam aufgebautes Vertrauen wieder verloren gehen würde.“ Michael Nardelli


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Letzte Aktualisierung: 10.07.2007