Leserbrief im Südkurier vom 20.03.06

"Unmut"

Eine Leserin, die offensichtlich weder weiss, was eine Gewerkschaft ist, noch wie sie funktioniert, noch wie sich die Arbeitszeiten in der Industrie tatsächlich enzwickelt haben, brachte in ihrem Leserbrief Ihren "Unmut" über den Streik im öffentlichen Dienst zum Ausdruck.

Mein Leserbrief dazu. Wurde am 27.03.06 abgedruckt: es fehlten die orange markierten Teile, die grün markierten wurden statt dessen eingesetzt.


Leserbrief

STREIK
Unmut

Zu „Zerwürfnis mit Folgen"ISK13.3.:

Jetzt muss ich doch einmal meinem Unmut über diesen leidigen Streik Luft machen. In meinen Augen sind es gar nicht die Angestellten, die diesen Streik durchziehen wollen, sondern die Funktionäre der Gewerkschaften, die mal wieder ihre Existenzberechtigung demonstrieren müssen, weil sie ja sonst vielleicht überflüssig sprich arbeitslos werden. Die Angestellten sollen froh sein, dass sie überhaupt Arbeit haben! Jeder Arbeitslose, der eine neue Arbeit aufnimmt, muss gegenüber seinem letzten Job bis zu 20 Prozent (und mehr) Verdienstminderung in Kauf nehmen, er muss bis zu 100 Kilometer Entfernung in Kauf nehmen (und vom verminderten Lohn noch die Spritkosten finanzieren). Und überhaupt, wo gibt es in der freien Wirtschaft 38,5 Stunden - überall sind 40 und mehr Stunden üblich. Was muss-ten zum Beispiel die Opel-Mitarbeiter zurückstecken, nur um ihre Arbeitsplätze zu erhalten?!


Mein Leserbrief dazu:

Leserbrief zum Leserbrief „Unmut“ im Südkurier vom 20.03.06, Seite „Briefe und Blogs“ Selbst wenn es stimmte, was die Leserbriefschreiberin [Name der Dame] behauptet: wäre es ein Grund, alles Falsche richtig zu finden und es deshalb jeden darauf zu verpflichten? Es ist ja schlimm genug, daß Arbeitslose „bis zu“ 20% Verdienstminderung, 100 km Fahrt zum Arbeitsplatz u.ä. akzeptieren müssen. Aber das als Maßstab für alle Beschäftigten im öffentlichen Dienst, um unbezahlt länger zu arbeiten? Woher die Frau wohl ihre Kenntnis über „überall in der freien Wirtschaft“ bezieht? In der Metallindustrie wird im Flächentarif 35 Stunden gearbeitet. Nur bis zu 18% der Beschäftigten mehr. Und ein paar Betriebe, die wirtschaftliche Not haben, aufgrund des Pforzheimer Abschlusses. Aber keineswegs die Regel. Sicher hat sie es aus der arbeitgeberhörigen Presse. Die hat ihr wohl auch das Märchen von den bösen Gewerkschaftsfunktionären eingeflüstert. Man muss dieser Tage schon eine sehr eingetrübte Wahrnehmung haben, um zu ignorieren, dass Streikentscheidungen demokratische Abstimmungen aller Mitglieder einer Gewerkschaft sind. Fast 95% der ver.di- Mitglieder im öffentlichen Dienst von Baden- Württemberg haben sich für einen Streik gegen die Arbeitgeberforderungen ausgesprochen. Keineswegs nur die „Funktionäre der Gewerkschaft“. Wie Tarif und Gewerkschaft funktionieren, das sollte man wissen. Sozialkunde sechs, Frau Briefschreiberin- setzen!
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Letzte Aktualisierung: 01.04.06