Schwäbische Zeitung, 01. September 2005

"Sommerflaute im Südwesten"

Ein kurzer Artikel .

Mein Leserbrief dazu. Wurde bisher nach meiner Kenntnis nicht abgedruckt.


Sommerflaute im Südwesten

NÜRNBERG (dpa) - Knapp drei Wochen vor der Bundestagswahl hat eine leichte Aufteilung am Arbeitsmarkt für neuen Zündstoff im Wahlkampf gesorgt. Wirtschaftsminister Wotfgang Öement (SPD) sprach von einer "Trendwende". Dagegen bezeichneten Oppositionspolitiker die jüngsten Zahlen als" verheerende Schlussbilanz" für Kanzler Gerhard Schröder (SPD). Im letzten Monat vor der Bundestagswahl sank die Zahl der Erwerbslosen nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) um 44 000 auf 4728325. Dies ist der stärkste Rückgang in einem August seit 1994. Die Quote verringerte sich um 0,1 Punkte auf 11,4 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahresmonat waren knapp 382000 mehr Arbeitslose registriert. Rechne man allerdings die Zahl der seit Jahresanfang als arbeitslos registrierten erwerbsfähh gen Sozialhilfeempfänger ab, so schrumpfe der Vorjahresabstand auf 82000, betonte die BA.

Der Politiker-Streit entzündete sich vor allem an der Entwicklung der Erwerbstätigenzahlen. Während die Unionsparteien darauf verwiesen, dass seit dem vergangenen Jahr die entsprechende Zahl um mehr als 400000 gesunken sei, sieht Rot-Grün inzwischen eine Trendumkehr. Das Informationsamt der Bundesregierung verwies darauf, dass von April bis Juni die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Stellen um 146000 zugenommen habe -"das sind fast 1500 am Tag". BA-Vorstandschef Frank-Jürgen Weise erklärte hingegen, er sehe zwar Besserungstendenzen am Arbeitsmarkt, aber noch keinen Hinweis auf einen Aufschwung. Dazu fehle es am erforderlichen Wirtschaftswachstum.

Im Südwesten ist der Arbeitsmarkt auch im August von einer Sommerflaute geprägt gewesen. Ende August waren 386211 Menschen ohne Arbeit, dies entspricht einer Arbeitslosenquote von sieben Prozent (August 2004: 6,3 Prozent). Allerdings stieg das Gesamtangebot an offenen Stellen in Folge der Ein-Euro-Jobs deutlich. Die regionalen Unterschiede im Südwesten sind groß: Ravensburg schnitt mit einer Quote von 5,1 Prozent am besten, Mannheim mit 10,1 Prozent am schlechtesten ab.

In Bayern waren im August insgesamt 483000 Menschen ohne Beschäftigung, 9400 mehr als im Juli. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,2 Prozentpunkte auf 7,5 Prozent.


Mein Leserbrief dazu:

Wenn Oppositionspolitiker die jüngste Entwicklung der Arbeitslosenzahlen als "verheerende Schlußbilanz" ansehen, wie bilanzieren sie dann erst eine schwarz-gelbe Amtsperiode?

Die Effekte der neuen Statistik nach Hartz IV lassen sich immer noch nicht seriös beurteilen. Immer noch gibt es zu viele fehlerhafte Meldungen der Kommunen. Trotzdem ist es richtig, diese 300 bis 380 tausend arbeitslosen Menschen in die Förderung und Vermittlung mit einzubeziehen. Bisher waren sie schlicht ignoriert. Nur rot-grün macht überhaupt den Versuch, gegen ihre Arbeitslosigkeit anzukämpfen. Sie einzubeziehen läßt logischerweise die Statistik steigen. Vom Inkompetenzteam dafür kritisiert zu werden muß man wohl in Kauf nehmen.

Seriös ist aber der Vergleich der Statistik von 1992 (erste gesamtdeutsche) bis Ende 2004. Unter schwarz-gelb hat sich die Arbeitslosenzahl bis 1998 um 1,2 Mio erhöht. Die Kohl-Merkel-Regierung ist bis heute absoluter Negativ- Rekordhalter mit 4,495 Mio. im Dez 97 und Januar 98. Schwarz-gelb hinterließ rot-grün 1998 ein "Erbe" von über 4 Mio.

Unter Rot-Grün ging diese Zahl drastisch zurück bis auf 3,8 Mio im Jan 2001. Statt dies richtigerweise zu loben, wird Schröder für das Verfehlen der gehofften Halbierung kritisiert. Den Kohl- Merkel-Negativrekord haben wir bis Ende 2004 nie wieder erreicht. Leider doch das Kohl- "Erbe" mit (saisonbereinigt) 4,1 Mio im Juni 2006. Aber weniger dank rot-grüner Politik, als vielmehr dank unseren Wirtschaftsbossen, die trotz Gewinnen Personal abbauen um woanders mit niedrigeren Löhnen, geringerer sozialer Sicherung und schlechteren Arbeitsbedingungen zu Dumpingpreisen zu produzieren. Und weil das so weiterging, stieg auch die Arbeitslosigkeit.

Kritik daran aus der CDU? Fehlanzeige. Ist das eine Empfehlung für die Wahl?

Leider können wir alle nicht in die Zukunft blicken, aber wir können die Ergebnisse der Vergangenheit beurteilen. Für ein sachliches Urteil darüber die genannten detaillierten Monatsdaten zur Arbeitslosigkeit:


Schreiben Sie mir Ihre Meinung unter
mailto:arnim@eglauer.de

Letzte Aktualisierung: 11.09.05