Mein Leserbrief dazu. Wurde bisher nach meiner Kenntnis nicht abgedruckt.
Der Politiker-Streit entzündete sich vor allem an der Entwicklung der Erwerbstätigenzahlen. Während die Unionsparteien darauf verwiesen, dass seit dem vergangenen Jahr die entsprechende Zahl um mehr als 400000 gesunken sei, sieht Rot-Grün inzwischen eine Trendumkehr. Das Informationsamt der Bundesregierung verwies darauf, dass von April bis Juni die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Stellen um 146000 zugenommen habe -"das sind fast 1500 am Tag". BA-Vorstandschef Frank-Jürgen Weise erklärte hingegen, er sehe zwar Besserungstendenzen am Arbeitsmarkt, aber noch keinen Hinweis auf einen Aufschwung. Dazu fehle es am erforderlichen Wirtschaftswachstum.
Im Südwesten ist der Arbeitsmarkt auch im August von einer Sommerflaute geprägt gewesen. Ende August waren 386211 Menschen ohne Arbeit, dies entspricht einer Arbeitslosenquote von sieben Prozent (August 2004: 6,3 Prozent). Allerdings stieg das Gesamtangebot an offenen Stellen in Folge der Ein-Euro-Jobs deutlich. Die regionalen Unterschiede im Südwesten sind groß: Ravensburg schnitt mit einer Quote von 5,1 Prozent am besten, Mannheim mit 10,1 Prozent am schlechtesten ab.
In Bayern waren im August insgesamt 483000 Menschen ohne Beschäftigung, 9400 mehr als im Juli. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,2 Prozentpunkte auf 7,5 Prozent.
Die Effekte der neuen Statistik nach Hartz IV lassen sich immer noch nicht seriös beurteilen. Immer noch gibt es zu viele fehlerhafte Meldungen der Kommunen. Trotzdem ist es richtig, diese 300 bis 380 tausend arbeitslosen Menschen in die Förderung und Vermittlung mit einzubeziehen. Bisher waren sie schlicht ignoriert. Nur rot-grün macht überhaupt den Versuch, gegen ihre Arbeitslosigkeit anzukämpfen. Sie einzubeziehen läßt logischerweise die Statistik steigen. Vom Inkompetenzteam dafür kritisiert zu werden muß man wohl in Kauf nehmen.
Seriös ist aber der Vergleich der Statistik von 1992 (erste gesamtdeutsche) bis Ende 2004. Unter schwarz-gelb hat sich die Arbeitslosenzahl bis 1998 um 1,2 Mio erhöht. Die Kohl-Merkel-Regierung ist bis heute absoluter Negativ- Rekordhalter mit 4,495 Mio. im Dez 97 und Januar 98. Schwarz-gelb hinterließ rot-grün 1998 ein "Erbe" von über 4 Mio.
Unter Rot-Grün ging diese Zahl drastisch zurück bis auf 3,8 Mio im Jan 2001. Statt dies richtigerweise zu loben, wird Schröder für das Verfehlen der gehofften Halbierung kritisiert. Den Kohl- Merkel-Negativrekord haben wir bis Ende 2004 nie wieder erreicht. Leider doch das Kohl- "Erbe" mit (saisonbereinigt) 4,1 Mio im Juni 2006. Aber weniger dank rot-grüner Politik, als vielmehr dank unseren Wirtschaftsbossen, die trotz Gewinnen Personal abbauen um woanders mit niedrigeren Löhnen, geringerer sozialer Sicherung und schlechteren Arbeitsbedingungen zu Dumpingpreisen zu produzieren. Und weil das so weiterging, stieg auch die Arbeitslosigkeit.
Kritik daran aus der CDU? Fehlanzeige. Ist das eine Empfehlung für die Wahl?
Leider können wir alle nicht in die Zukunft blicken, aber wir können die Ergebnisse der Vergangenheit beurteilen. Für ein sachliches Urteil darüber die genannten detaillierten Monatsdaten zur Arbeitslosigkeit: